Mini-Impuls – Karfreitag

nach Joh 18, 28-42 aus der Volxbibel

Das erste Verhör von Jesus durch Kaiphas dauerte die ganze Nacht und endete erst früh am Morgen. Anschließend wurde Jesus zum Amtssitz des römischen Gouverneurs gebracht. Die Juden, die Anzeige erstattet hatten, blieben draußen, weil sie sich nach ihren religiösen Richtlinien nur durch das Betreten schon dreckig gemacht hätten. Sie hätten dann nicht an der Passaparty teilnehmen dürfen, die zu der Zeit überall abging. Aus Rücksicht kam Pilatus deswegen vor die Tür und fragte sie: „Also, wie lautet jetzt die Anzeige gegen diesen Mann?“ „Wir hätten ihn nie und nimmer verhaften lassen, wenn es sich nicht um einen Schwerverbrecher handeln würde!“, war die Antwort. […] Pilatus kehrte erst mal in den Gerichtssaal zurück. Dann ließ er Jesus […] vorführen und fragte ihn: „Sind Sie der König der Juden?“ […] Jesus antwortete: „Das Land, in dem ich das Sagen habe, ist auf dieser Erde nicht zu finden. Wenn es hier wäre, dann hätten mich meine Leute bis aufs Blut verteidigt, damit ich an die Juden nicht ausgeliefert werden könnte. Aber das Land, in dem ich das Sagen habe, können Sie auf dieser Erde nicht finden, es ist anders.“ Pilatus fragte noch mal nach: „Also sind Sie doch ein König?“ „Richtig, ich bin ein König. Ich bin geboren worden, um in dieser Welt für die Wahrheit einzutreten. Wer bereit dazu ist, auf die Wahrheit zu hören, der wird auch begreifen, was ich sage, und sein Leben da drauf ausrichten.“ „Was ist das überhaupt, die Wahrheit?“, meinte Pilatus. Er ging dann aber erst mal zurück zu den Juden, die draußen warteten. „Also, wenn Sie mich fragen, ist der Mann da unschuldig! Bei euch gibt es doch so eine Tradition, dass ich jährlich zum Passafest einen Gefangenen freilassen kann. Wie wäre es denn diesmal mit diesem ‚König der Juden‘?“ Alle im Raum rasteten plötzlich total aus und brüllten: „Nein, bloß nicht Jesus freilassen, gib uns den Barabbas!!“ Barabbas war ein Typ, der wegen ‚Raub in Tateinheit mit schwerer Körperverletzung‘ im Knast saß. […] Pilatus unterschrieb dann erst mal den Befehl, Jesus abzuführen und auszupeitschen.

Die Soldaten machten aus Dornen eine Krone und drückten die Jesus auf den Kopf. Dann legten sie ihm einen roten Samtumhang um die Schultern und machten sich über ihn lustig: „Oh, euer Majestät, der König der Juden!“ Dabei schlugen sie ihm immer wieder mit der Faust ins Gesicht. Pilatus ging nach einer Zeit wieder vor die Tür zu den Leuten. „Ich will ihn noch einmal vorführen lassen, ich will, dass eins klar ist: Für mich ist er un-schuldig!“[…] Als die Oberpriester und die bezahlten Security-Leute Jesus sahen, fingen die sofort an zu brüllen: „Todesstrafe, Todesstrafe!“ „Okay, das müsst ihr dann schon verantworten“, sagte Pilatus, „für mich ist dieser Mann unschuldig!“ Pilatus unternahm dann noch einen Versuch, Jesus freizulassen, aber die Juden brüllten nur zurück: „Wenn Sie den laufen lassen, dann haben Sie ein Problem mit dem Kaiser in Rom. Denn damit würden Sie sich über den erheben und jeder, der sich selbst zum Kaiser ausruft, ist ein Staatsfeind!“ […] Also gab Pilatus nach. Er unterschrieb den Vollstreckungsbefehl: Tod durch Kreuzigung. Die Soldaten packten Jesus und führten ihn ab. Jesus musste sein Kreuz selbst zum Hinrichtungsort tragen. Der hieß Golgatha, was zu Deutsch „Ort, wo die Totenschädel liegen“ bedeutet. Da nagelten sie Jesus an ein Holzkreuz und stellten es auf. Neben Jesus wurden noch zwei andere hingerichtet, jeweils rechts und links von ihm. […] Die Soldaten, die Jesus an das Kreuz genagelt hatten, zockten sich die Klamotten von Jesus und teilten sich die untereinander. Sie teilten alles durch vier, jeder bekam ein Kleidungsstück. Nur das T-Shirt war übrig, und wenn man das zerschneiden würde, wäre es nutzlos. So wurde beschlossen, mit Würfeln darum zu spielen. Dass so was passieren würde, wurde schon in den alten Schriften vorhergesagt. Da steht nämlich: „Sie teilten meine Klamotten unter sich auf und würfelten um mein T-Shirt.“ Genau das passierte dort. […] Jesus war sich jetzt im Klaren darüber, dass er seinen Job getan hatte. Um das zu tun, was in den alten Schriften schon vorhergesagt wurde, sagte er: „Ich habe Durst!“ In der Nähe stand ein großer Becher mit einem Getränk, da tauchte einer einen Schwamm rein, steckte ihn auf ei-nen langen Stab und hielt ihn an den Mund von Jesus. Nachdem Jesus kurz davon getrunken hatte, schrie er plötzlich: „Es ist alles getan!“ Dann sackte er in sich zusammen und starb. Das alles war ja einen Tag vor dem Passafest passiert. Damit die Toten nicht ausgerechnet auch noch an diesem Tag am Kreuz hängen bleiben würden, beantragte die Führungsriege der Juden bei Pilatus, den Menschen, die am Kreuz hingerichtet wurden, die Bei-ne zu brechen. So würden sie nämlich wesentlich schneller sterben. Erst dann konnte man sie ja auch vom Kreuz runternehmen. Pilatus willigte ein und beorderte Soldaten, den Männern die Bei-ne mit einer Keule zu brechen. Als sie aber bei Jesus ankamen, sahen sie, dass der schon tot war. Darum wurden seine Beine nicht zerbrochen. Aber einer von den Soldaten stach mit einem langen Speer noch einmal in den Bauch von Jesus. Sofort flossen Wasser und Blut daraus, ein sicheres Zeichen, dass der Gekreuzigte bereits tot war.
Als alles vorbei war, stellte Josef, der aus Arimathäa stammte, einen schriftlichen Antrag zur „Herausgabe und Überführung der Leiche“. Josef war ein heimlicher Freund von Jesus, er hatte aber Angst vor den führenden Juden. Pilatus genehmigte den Antrag, und so ging Josef dorthin und verfrachtete die Leiche. Nikodemus […] kam auch vorbei und brachte ungefähr dreißig Kilo Myrrhe und Aloe Vera mit. Die zwei wickelten die Leiche in ein Tuch, das mit diesen Sachen eingerieben war. Das war bei einem echten jüdischen Begräbnis so üblich. Um die Ecke von dem Ort, wo die Hinrichtung stattgefunden hatte, lag ein Garten. In diesem Garten war ein leeres Grab in einem Hügel, das noch frei war. In dieses Grab legten sie Jesus. Sie beeilten sich dabei, weil der Feiertag kurz bevorstand.