Beim Friedhof, von Talweg und Vorstadtstraße begrenzt, steht die Erhardkapelle. Sie wird erstmals im Jahre 1363 genannt und 1367 als zu Ehren des Hl. Kreuzes und des Hl. Erhard erwähnt.
Früher war sie um einiges kleiner. Im Jahre 1910 erfolgte im Westen ein Anbau (innen leicht zu erkennen!) mit einer Länge von 3,40 m. (Gesamtkosten: 1670,- Mark). Die beiden zweiteiligen Maßwerkfenster in der “alten“ Kapelle sind nachträglich eingebrochen worden.
Zur gleichen Zeit arbeitete Kunstmaler Konr. Alb. Koch, Ulm-Söflingen, an der Freilegung und Konservierung der alten wertvollen Fresken. Kostensumme: 400,- Mark. Stadtpfarrer Kech bemühte sich um Zuschüsse. Doch weder das Erzbischöfliche Ordinariat noch die Königlich Preußische Regierung wollten Gelder zufließen lassen. Schließlich überwies die Regierung 25,- Mark. Zu dieser Zeit nahm man denkmalpflegerische Maßnahmen nicht so wichtig. Gelder hierfür wollte man nicht gerne ausgeben. (Für Aufbringung der 400 Mark ließ Stadtpfarrer Kech eine öffentliche Hauskollekte durchführen, wozu eine staatliche Genehmigung eingeholt werden musste.)
Fresken um 1430 von Heinrich Gretzinger, einem Trochtelfinger.
Im Spitzbogenfeld der Ostwand:
Christus am Kreuz, von 4 Engeln umschwebt. Links davon die schmerzgebeugte Mutter Gottes, gestützt wohl von Maria, des Kleophas Weib. Rechts davon Johannes und der Hl. Erhard (Patron der Kapelle) im Bischofsornat. Der untere Teil des Bildes ist zerstört. Darunter steht ein aus Sandstein (?) gehauener Opferaltar, der später eine neugotische Altarverkleidung erhielt.
Auf dem Tonnengewölbe befindet sich auf jeder Seite ein in 2 Reihen übereinander angeordneter Bilderzyklus von kassettenartigen Feldern.
Marienzyklus auf der Südseite:
Obere Reihe: Verkündigung, Heimsuchung, Geburt Christi, Beschneidung.
Untere Reihe: Anbetung der Könige, Darbringung (Das Bild ist durch das eingebrochene Fenster zerstört. Erkenntlich ist noch Simeon, der das Kind hält…), der zwölfjährige Jesus im Tempel, die Taufe Christi.
Passionszyklus auf der Nordseite:
Obere Reihe: Einzug in Jerusalem, Abendmahl, Gebet am Ölberg, Gefangennahme. Untere Reihe: Christus vor Kaiphas, Geißelung, Dornenkrönung (der größte Teil des Bildes ist ebenfalls durch den Fenstereinbruch zerstört), Kreuztragung.
Arkadenfries:
Unter den beiden Zyklen und der Kreuzigungsgruppe sieht man einen 0,80 m hohen Fries, der Halbfiguren von verschiedener Farbigkeit zeigt, an der Ostwand ursprünglich 5, an beiden Seitenwänden je 7 Figuren, von denen an der Ostwand 4, an den Seitenwänden je 2 zerstört sind. Es ist anzunehmen, dass wohl im ganzen Christus, 12 Propheten und 6 Heilige (Hl. Barbara ist noch bestimmbar) dargestellt sind bzw. waren.
– Dieser Arkadenfries hat besonders durch die aufsteigende Feuchtigkeit gelitten. –
Glocke:
1798 von Christoph Kurz aus Reutlingen gegossen. Dieses Glöckchen war früher Totenglöckchen. Näherte sich der Leichenzug der Kapelle bzw. dem Friedhof, läutete ein kleiner ,,Glöckner“, bis die Letzten des Zuges auf dem Friedhof angelangt waren.
Renovation: 1986-89
Folgende Maßnahmen wurden durchgeführt:
Teilweise Trockenlegung (Nord- und Ostseite), Ausbesserung des Dachstuhles, Dachdeckung mit neuen Biberschwänzen, Entfernung des alten beschädigten Putzes, Neuverputzung, neuer Fliesenboden in Sand gelegt (Tuscania antico 21/21 cm), neue Verkleidung des Türmchens.
Auffrischung und Ausbesserung der Fresken und Erneuerung des Innenputzes im Sockelbereich durch Restaurator Lorch.